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Zapitano sammelt weiteres Kapital

Aktuell ist bei Companisto ein weiteres Startup gestartet. ZAPITANO macht sich den Trend der immer stärkeren Nutzung eines Second Screens während des Fernsehens zu Nutze und bietet Zuschauern die Möglichkeit, ihre Meinung zu TV-Programmen, Schauspielern und Sendern auszudrücken und so ggf. Einfluss zu nehmen.

Zapitano_Companisto

Im Detail beinhaltet das Angebot von ZAPITANO folgende Leistungen gegenüber dem Kunden:

  1. Personalisierte „Fernsehzeitung
  2. Trending Content – welche Inhalte werden aktuell am meisten besprochen
  3. Smarter Electronic Program Guide – das Angebot der Fernsehsender kann gefiltert werden
  4. Volltextsuche
  5. Audio Recognition (geplant in der Form, wie wywy es laut eigenen Angaben bereits anbietet)
  6. Latest Gossip – News zu den Darstellern und Sendungen
  7. Info-Datenbank mit Informationen zu Darstellern und Sendungen

Neben diesen Serviceangeboten bietet ZAPITANO Social Network Interaktionen an, indem sich ein Nutzer zu einer Sendung anmelden kann und diese, zusammen mit anderen angemeldeten und eingeloggten Nutzern, kommentieren und verfolgen kann. Hier bewegt sich das Unternehmen auf einem Markt mit Miso oder auch Shazam, welcher allerdings nicht aus Deutschland stammen.

ZAPITANO selber wurde 2011 von Jens Hegenberger (CMO – umfassende Erfahrungen im Bereich des Produktmanagements im Bereich der neuen Medien), Dr. Marc Mogalle (CFO – reichhaltige Erfahrung im Bereich VC und Private Equity) und Gunnar Gläser (CTO – langjähriger Softwareentwickler mit einem Background im Bereich e-Commerce) gegründet, von denen noch alle beim Startup tätig sind.

Das Geschäftsmodell von Zapitano stützt sich laut eigenen Angaben auf folgende drei Säulen:

  1. Add-On-Werbung: Diese Art der Werbung wird angezeigt, wenn es inhaltlich passende Produkte zum Programm gibt. Schaut ein Nutzer z.B. „Sex and the City“, wird ihm die gesamte Staffel auf DVD angeboten.
  2. Seen-On-Werbung: Diese Werbung bietet thematisch passende Werbung an. Um beim Beispiel zu bleiben: der „Sex and the City“-Zuschauer würde Anzeigen sehen, die z.B. die neusten Manolo Blahnik-Schuhe, oder Carries Handtasche bewirbt.
  3. Klassische Werbung in werbefreien Formaten: Durch Second Screens ist es möglich geworden, auch in werbefreien Formaten – wie denen der öffentlich-rechtlichen nach 20 Uhr – klassische Werbung zu schalten.

Praktisch soll so aussehen, dass wenn Nutzer auf Zapitano.de in ein laufendes TV-Programm einchecken, ihnen eine der drei Werbeformen eingeblendet wird. Diese soll dabei laut eigenen Angaben nicht nerven, nicht  sondern sind auf das laufende Programm abgestimmt sein und dadurch dem Zuschauer einen Mehrwert bieten. Den Vertrieb der Werbung bei ZAPITANO verantwortet die drittgrößte Mediaagentur Deutschlands: Ströer Media Ventures. Ströer Media Ventures ist auch als Gesellschafter an ZAPITANO beteiligt.

Für Zapitano selber scheint die Nutzung eines Crowdinvestments eher einen Marketingaspekt darzustellen, da die bisherige Finanzierung (>2 Million € – im Vergleich zu den nun gesuchten 50.000€) über Investoren wie der German Startups Group, den Gründer von Trivago (Monkfish Equity), HR Alpha Venture Partners, dem ehemalige Kabel Eins- und Sat.1-Geschäftsführer Guido Bolten über seine Firma BoBrands oder der Investitionsbank Berlin (IBB) abgewickelt wurden. In diesem Rahmen wurden bisher 50% des Unternehmens an Investoren übereignet.

Das Unternehmen selber plant den Break-Even, bzw. ein positives Unternehmensergebnis für das Geschäftsjahr 2015, wobei der existierende Verlustvortrag in den Jahren 2016/17 aufgebraucht werden soll. Hierbei ist auffällig, dass für das Jahr 2013 eine Kapitalzuführung von 1,042 Millionen € und im Jahr 2014 von 2 Millionen € geplant ist. Informationen zu dieser Anschlussfinanzierung sind den Unterlagen auf Companisto nicht zu entnehmen.

Im Bereich der Umsätze plant ZAPITANO für das Jahr 2013 mit 23.886€ an Umsätzen. Diese sollen zeitnah stark steigern. Es wird von folgenden Annahmen ausgegangen:

  • 2014: 736.783€
  • 2015: 3.872.487€
  • 2016: 12.396.703€
  • 2017: 29.421.636€

Diese (ambitionierten) Steigerungen sollten durch die genannten Vertriebskanäle generiert werden.

Hierfür eine Beispielrechung, welche nicht repräsentativ seien muss, aber vielleicht eine Vorstellung von den Zielen geben kann:

Wenn man davon ausgehen würde, dass sämtliche Werbung per CPC (Cost per Click) berechnet wird, pro Click 0,30€ (kann auch mehr, bzw. weniger sein – 0,30€ stellen allerdings einen guten Wert dar) verdient werden und die Klickrate bei sehr guten 1,5% liegt, wären folgende Ergebnisse, bzw. Anforderungen zu erwarten:

Berechnung_Zapitano_Nutzerentwicklung

Hier stellt sich die Frage, ob eine solche Nutzerbasis von einem Unternehmen, ohne Anschluss an eine Sendeanstalt, generiert werden kann. Auch kann hier gefragt werden, ob eine solche Anzahl an Nutzern bereit ist ein Diskussion außerhalb ihrer normalen Netzwerke (Facebook, Twitter oder WhatsApp) zu führen. Interessant ist in diesem Zusammenhang ebenfalls wieder die Frage nach der Rolle das Crowdinvestment . Warum entscheidet sich Zapitano, welches bereits Anfang 2012 mit 1,7 M€ durch die genannten Investoren unterstützt wurde, für ein relativ kleines Crowdinvestment? Eventuell kann hier der Gedanke des viralen Marketings, bzw. des Marketings in Kombination mit Crowdfunding, bzw. Crowdinvestment unterstützt werden. Hierbei kann es eventuell nicht (nur) um das Erhalten von weiterem Kapital gehen, sondern viel mehr darum Reichweite kostengünstig aufzubauen. Diese Frage muss sich allerdings jeder selber beantworten.

Der Markt selber ist noch unschlüssig und es gibt noch nicht die 2nd-Screen-App, welche überall genutzt wird.

Die Apps, welche von ZAPITANO angeboten wird, ist auf dem Markt selber relativ gut angenommen worden. Im itunes Store gibt es für die App 3,5 von 5 möglich Sternen (59 Bewertungen), 4.1 von 5 Sternen aus im Google Play Store (von 72 Personen – die App wird dabei im Bereich der 10.000-50.000 Installationen gelistet) und die iPad Version bekommt 83% positive und 17% negative Bewertungen bei Chip.de.

Ansonsten zeigt sich auf Facebook ein Fanseite mit über 8.000 Likes, wobei hier sehr auffällig ist, dass die meisten Likes in der Zeit vor (!) dem Crowdinvestment stattgefunden haben und diese plötzlich auf einer normales Niveau abfallen (von ~5.000 Likes in der Woche vor dem Start der Crowdinvestments, auf ~20-30 Likes pro Woche). Beim normalen Wachstum der Facebook-Seite liegt ZAPITANO etwas über dem Trend von wywy.tv.

Zapitano-Facebook-Likes

Social TV mit Auszeichnung: Im Dezember 2012 zeichnete Apple die ZAPITANO-iPhone-App als eine der besten Apps des Jahres 2012 aus. Fast zeitgleich erhielt ZAPITANO von der Deutschen IPTV-Vereinigung den IPTV Award für das „Kreativste Nutzungsszenario“. Ende Oktober 2012 holte sich ZAPITANO im Rahmen der netSTART-Awards den Interactive TV-Sonderpreis einer der führenden Telekommunikationsanbieter Deutschlands für Internet, Telefon und TV, der Unitymedia Kabel BW.

Die Homepage zeigt selber, dass durchaus noch Potential bei der auf Nutzerinteraktion ausgelegten App vorhanden ist. Die Anzahl der Likes auf der Homepage und zu den TV-Inhalten kann der geneigte Besucher vielleicht ins Verhältnis setzen, wenn er in einem sozialen Netzwerk zu einem solchen Inhalt eine Nachricht an seinen Freundeskreis versendet (grundsätzlich hat der Like/Dislike Ansatz bei amen.com schon nicht ganz gefruchtet, bzw. wartet noch auf seinen Durchbruch).

Generell kann man sich als Investor folgende allgemeine Fragen zum Medien- oder Onlinemarkt stellen, bevor er in dieses Startup investiert bzw. ein Darlehen gewährt:

  1. Wie kann ein Anbieter, welcher nicht in Verbindung zu einem großen bestehende Medienunternehmen steht, die notwendige Reichweite erreicht aufbauen? Reichen die aktuellen Partner hierfür aus?
  2. Welchen Mehrwert kann ein Anbieter einer 2nd-Screen App gegenüber dem Produzenten oder Verbreiter der Fernsehinhalte generieren? Die Verbreiter und Produzenten verfügen über mehr Informationen bezüglich der Inhalte und können daher viel gezielter Marketingmaßnahmen, Produktverkäufe oder gesonderte Aktionen starten.
  3. Handelt es sich bei der aktiven Zielgruppe der öffentlich-rechtlichen, welche als besondere Nische dargestellt werden, um typische Nutzer von 2nd-Screen Apps oder nutzen diese (Twitter Hashtag #Tatort) ggf. andere Netzwerke zum Austausch?
  4. Kann eine Community, welche aktuell noch nicht über aktive Verbindungen zu einem TV-Sender oder einer Sendung verfügt, dadurch Erfolg haben, dass man über TV-Inhalte diskutiert oder stellt dieses ggf. nur eine Nische dar?
  5. Wie erfolgreich kann ein Anbieter langfristig sein, wenn er die vorher genannten Punkte nicht gut erfüllen kann?

Hierbei soll es sich um Impulse handeln, welche beim Investment berücksichtigt werden können. Natürlich sind diese Überlegungen von hypothetischer Natur und können durch die (nicht offiziell verfügbare) Strategie des Unternehmens aufgefangen werden.

 

Prinzipiell ist der Markt (noch) nicht aufgeteilt und jede App hat theoretisch die Chance der spätere Marktführer zu sein. Ein unabhängiger Anbieter hat die zusätzliche Chance mit seiner App Nischen (Sendungen und Sender) zu besetzten, welche kein eigenes Social TV haben. Personen, welche kein eigenes Forum haben oder welche spezielle Interessen haben, wofür sich kein eigenes Internetangebot lohnt oder welche sich spontan austauschen wollen, können sich hierüber zum Austausch zusammen finden. Der Markt selber ist im Wachstum begriffen, wie ein Blick in die USA zeigt – allerdings zeigt dieser Blick auch, dass:

  1. 2nd Screen Apps gehen vom Sendern aus und bieten ein Mehrwert für den Nutzer, z.B. durch spezielle Interaktionen oder zusätzliche Inhalte.
  2. Produzenten von TV-Sendungen (diese kaufen ggf. in den USA Sendeplätze und vermarkten die Werbung eigenständig) bringen ebenfalls spezifische Apps auf den Markt. Diese ermöglichen z.B. das direkte Beeinflussen des TV-Inhaltes oder den Konsum von besonderen Inhalten in Werbepausen.
  3. Die Anwendungen sind zumeist mit weiteren Inhalten verbunden und beziehen sich nicht nur auf die TV-Inhalte sondern gehen darüber hinaus.

Natürlich müssen diese genannten Punkte nicht für den deutschen Markt gelten oder eintreten. Man muss sich aber im Klaren sein, dass es sich um eine Investition mit einem hohen Risikofaktor (Totalverlust) handelt bevor investiert wird.

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